Abnehmen mit Kaffee?

Kaffee macht schlank!

Oder nicht? Jeder hat doch schon mal verlockende Werbesprüche etwa über die wundersame Wirkung von Extrakt aus grünem Kaffee gelesen oder solche, die Koffein als „Kalorien-Burner“ anpreisen. Dazu noch ein schönes Vorher-Nachher-Bildchen von erfolgreichen Anwendern und schon hat man auf „Kaufen“ im Online-Shop geklickt. Wenn es nutzt, dann hat es sich gelohnt und wenn es nichts nutzt, dann hat es zumindest nicht geschadet. Soweit so verständlich.

Wie funktioniert nun Koffein beim Abnehmen, egal ob aus Kaffee, Grünkaffeeextrakt, Matcha oder Mate-Tee?

 

Ohne Sauerstoff, kein Feuer

Wenn ein Feuer brennt, und zwar da wo man es nicht will, weiß jeder, was zu tun ist. Jedes Feuer braucht Sauerstoff, ohne kann es weder anfangen zu brennen und erst recht nicht weiterbrennen. Oder hat schon mal jemand ein Feuer auf dem Mond gesehen? Was so schön in unserer bildlichen Vorstellung als Verbrennen ausgemalt wird, ist tatsächlich exakt das gleiche, wenn es um das „Kalorienverbrennen“ geht. Auch das geht nicht ohne Sauerstoff, nur dass aus der Energie aus den Kalorienlieferanten Fett und Zucker kein Feuer entsteht.

Die Erkenntnisse der modernen Leistungsphysiologie sind inzwischen recht sicher, dass Koffein eine leistungssteigernde Wirkung sowohl bei Ausdauer- und Kraft-Ausdauer-Sportarten hat.
Dr. Malte Rubach

Kraftwerke der Zellen

Das wäre ja auch ungünstig und so hat sich unsere Körpernatur einen cleveren Weg ausgedacht, wie er die Energie nutzen kann, ohne dass zu viel Hitze entsteht und die entstehende Energie auch für alle Körperfunktionen zur Verfügung steht, allen voran unser Gehirn und bei Bewegung für die Muskulatur. In den häufig als „Kraftwerke der Zellen“ bezeichneten Mitochondrien wird der Sauerstoff aus der Atemluft fein dosiert an die Abbauprodukte von Fett und Zucker (im Ausnahmefall auch mal Eiweiß) herangeführt und dabei wird ein neues Energiemolekül aufgebaut, dass im ganzen Körper als Universalwährung eingesetzt werden kann. Außerdem entsteht Kohlenstoffdioxid, das wir ausatmen, und Wasser, das wir ebenfalls mit der Atemluft und über die Nieren ausscheiden können.

Egal, was also an „Kalorien-Burnern“ in Superfoods und Nahrungsergänzungsmitteln steckt, es wird nicht helfen, wenn zu wenig Sauerstoff ins Verbrennungssystem gepumpt wird. Und das passiert in der Regel nur dann, wenn der Körper mehr Sauerstoff benötigt, weil er sich mehr bewegt, sei es durch Sport oder den Sprint zur Bushaltestelle. Kann Kaffee, Matcha und Co dann also überhaupt beim „Fatburnen“ helfen?

Ohne Bewegung läuft nichts, mit Koffein aber etwas mehr

Die Erkenntnisse der modernen Leistungsphysiologie sind inzwischen recht sicher, dass Koffein eine leistungssteigernde Wirkung sowohl bei Ausdauer- und Kraft-Ausdauer-Sportarten hat. Eine Koffeindosis von 3 bis 6 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht gilt als optimal, je nach individueller Ansprechbarkeit.

Nach unserem Verbrennungs-Prinzip kann Koffein in diesem Fall tatsächlich die Kalorienverbrennung fördern, weil eine längere oder intensivere Leistung möglich ist. Vorausgesetzt, der Körper bleibt in einem für die Fettverbrennung optimalen Pulsbereich, sonst übersäuert er und das wäre kontraproduktiv. Doch so schön diese Nachricht ist, sie hat zwei Hasenfüße: wie bei allen Wirkungen von Koffein gibt es einen Anpassungseffekt und ohne Bewegung wird auch hier kein Fatburner daraus.

 

Eine Tasse Kaffee ist das Maß

Es gibt jedoch auch eine gute Nachricht: Es hilft, wenn außerhalb der Trainingseinheiten nur eine Tasse Kaffee am Tag getrunken wird und erst vor der jeweiligen Belastung die entsprechende Menge Koffein aufzunehmen. Wie viel von welchem koffeinhaltigen Getränk das wäre, findest du in der Kaffee-Apotheke. Und trotzdem nicht vergessen: wer Großes leistet, will am Ende belohnt werden, aber mit dem Genuss eines guten Kaffees kannst du dir auch ohne Weltrekord-Jagd täglich einen schönen Moment gönnen. Und schließlich bauen die kleinen Momente des Glücks vor für Zeiten, in denen es mal nicht so rund läuft.

Autorenbild: Ingolf Hatz

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