Urvertrauen: So kannst du es stärken und heilen

Alles wird gut. Je nachdem, wie wir uns gerade fühlen, fällt es uns mal leichter und mal schwerer, das zu glauben. Haben wir aber ein starkes Urvertrauen, spricht eine klare Stimme tief in unserem Unterbewusstsein immer wieder genau diese Worte: »Alles wird gut.«

Denn wir brauchen diese Überzeugung, um Krisen überwinden und nach Rückschlägen wieder aufstehen zu können. Wir brauchen dieses Wissen, dass die Welt grundsätzlich gut ist, um mutig und gelassen durch Leben gehen zu können. eil ein starkes Urvertrauen so bedeutend für eine gesunde Einstellung zum Leben ist, kann seine Heilung Unglaubliches für dich bewirken.

 

Definitionen: Vertrauen vs. Urvertrauen 

Vertrauen heißt, von der Wahrheit bestimmter Dinge auszugehen – wir glauben an unsere eigenen Fähigkeiten, Absichten und Gefühle und die anderer Personen. Wir entscheiden uns auf der Basis unserer Erfahrungen, dass wir uns selbst oder auch anderen Menschen mit einer positiven Erwartungshaltung begegnen möchten. 

Urvertrauen dagegen ist das, was wir brauchen, um uns überhaupt für das Vertrauen entscheiden zu können. Nämlich ein tieferliegendes und unerschütterliches Wissen, dass die Dinge tatsächlich gut ausgehen können, und dass wir sicher und geliebt sind, auch wenn wir vielleicht einmal Enttäuschungen erleben.  

Urvertrauen ist die Hingabe zum Vertrauen, die uns Stärke schenkt.
Valerie Husemann

So entwickeln wir als Baby Urvertrauen 

Grundlage für diese emotionale Sicherheit sind vor allem Erfahrungen aus unseren ersten zwei bis drei Lebensjahren. Jedes Mal, wenn nahe Bezugspersonen in dieser Zeit deine Bedürfnisse erkannt und gestillt haben, dir Wärme, Geborgenheit und Nahrung gegeben haben, ist dein Urvertrauen ein Stückchen gewachsen. Denn in diesen Momenten hast du erfahren, dass du bedingungslos geliebt und versorgt wirst. 

Und auch den Umgang mit Krisen hast du bereits in dieser frühen Phase geübt. Du hast beispielsweise beobachtet, wie deine Mutter oder eine andere Bezugspersonen wiederkommt, nachdem sie vielleicht kurz im Keller beim Wäschemachen war, und so gelernt, dass deine Bedürfnisse trotz vorübergehender Empfindungen wie Angst und Wut nicht vernachlässigt werden. 

 

Symptome für ein fehlendes Urvertrauen

Diese in der frühen Kindheit entstandene Überzeugung, dass wir in einer Welt leben, in der unsere elementaren Bedürfnisse erfüllt werden, trägt wesentlich zu einer gesunden Psyche im Erwachsenenalter bei. Wenn dir Urvertrauen fehlt, können dagegen psychische, soziale und auch körperliche Probleme wie die folgenden auftreten:

  • Angstzustände, die sich auch körperlich auswirken (Krämpfe, Gefühle von Lähmung, Schmerzen)
  • Kontrollzwänge
  • Bindungsängste
  • Übertriebene Härte und Strenge dir selbst gegenüber
  • Überwiegend pessimistische Lebenseinstellung
  • Übermäßiges Bedürfnis nach Sicherheit
  • Aggressionen 
  • Depressionen
  • Mangelnde Konzentrationsfähigkeit (häufiges „Tagträumen“, Desinteresse)
     

Selbsttest: Wie stark ist mein Urvertrauen?

 

 

Wodurch wird Urvertrauen zerstört?

Um den Folgen eines fehlenden Urvertrauens entgegenwirken zu können, ist es wichtig zu verstehen, was zu dem Mangel an emotionaler Sicherheit geführt haben könnte. Wir wissen bereits, dass die Erfahrungen der ersten drei Lebensjahre für die Entwicklung eines gesunden Urvertrauens entscheidend sind. 

Erleben wir in dieser so wichtigen Phase keine Verlässlichkeit in der emotionalen und körperlichen Zuwendung durch unsere Bezugspersonen, entwickelt sich statt eines unerschütterlichen Urvertrauens womöglich ein Ur-Misstrauen, was unter anderem unsere Beziehungsfähigkeit massiv beeinträchtigen kann. 

Das gilt natürlich insbesondere für Extremfälle wie Missbrauch und Vernachlässigung durch die Eltern und andere traumatische Erlebnisse. Solltest du solche Erfahrungen gemacht haben, zögere nicht, dir Hilfe bei entsprechenden psychologischen Beratungsstellen zu suchen. Du bist nicht allein! 

 

Journaling: Gründe für fehlendes Urvertrauen

Viel häufiger sind die Gründe für ein brüchiges Urvertrauen allerdings nicht so eindeutig und werden von der Gesellschaft teilweise sogar als übliche Erziehungsmethoden anerkannt. Wir haben Impulse für dein Journaling zusammengestellt, die dich dabei unterstützen können, die Ursachen für ein fehlendes Urvertrauen zu erforschen. 

Versuche dabei, dir selbst gegenüber so ehrlich wie möglich zu sein und befrage, wenn möglich, auch ältere Verwandte, die dich aufwachsen gesehen haben. Ein weiterer Tipp: Alte Fotoalben können dir als Erinnerungsstütze dienen und bieten manchmal auch überraschend direkte Antworten. 

  • Was ist deine früheste Erinnerung?
  • Welche Erinnerungen aus deinen ersten sieben Lebensjahren sind besonders stark?
  • Erinnerst du dich an Situationen in deiner Kindheit, in denen du dich nicht sicher gefühlt hast?
  • Wann hast du dich als Kind besonders wohl gefühlt? Wer oder was war dein sicherer Hafen?
  • Was haben deine engsten Bezugspersonen getan, wenn du geweint hast? Haben sie deine wahren Bedürfnisse erkannt? 
  • Wann hast du dich abgelehnt gefühlt?
  • Gab es Situationen, in denen du Liebesentzug durch deine Bezugspersonen fürchten musstest?
  • Was sind deine Grundbedürfnisse heute? Wann wurden diese in deiner frühen Kindheit nicht gedeckt?

 

Urvertrauen nachholen – geht das wirklich?

Es kann schmerzhaft sein, sich mit den Gründen für eine mangelnde innere Sicherheit auseinanderzusetzen. Denn sie betreffen unserer engsten und wichtigsten Beziehungen. Die gute Nachricht: Auch wenn unsere frühen Erfahrungen wichtige Grundlagen für unsere innere Stärke bilden, kannst du trotzdem als Erwachsene:r viel tun, um dein Urvertrauen zu stärken und zu heilen. 

Schwerpunkt dieser Arbeit ist es, deine Gefühle von Sicherheit und Geborgenheit von äußeren Umständen zu entkoppeln und mehr innere Freiheit und ein höheres Selbstwertgefühl zu erlangen. Übernimmst du selbst die Verantwortung für die Erfüllung deiner Bedürfnisse, stellst du deine emotionale Sicherheit auf eine neue, feste Basis. 

 

Heilen wir unser Urvertrauen, kann uns niemand und nichts mehr ›den Boden unter den Füßen‹ wegziehen.
Valerie Husemann

3 Tipps, um mehr Urvertrauen zu entwickeln


1. Sport: Erkunde deine Grenzen

Durch regelmäßigen Sport lernst du, deine Grenzen zu erforschen und so dein Potenzial voll auszuschöpfen. Du bekommst ein Gefühl für dich selbst und deine wunderbaren Fähigkeiten. Und diese Art der Selbstermächtigung trägt wiederum zur Heilung deines Urvertrauens bei. 
Dabei kommt es weniger auf die Sportart an als auf die Intensität, mit der du sie betreibst. Allerdings gibt es auch Sportarten, die deinem Urvertrauen einen besonderen Schub verleihen können.

Darunter fallen z.B. Klettern, Trampolinspringen oder Extremsportarten wie Fallschirmspringen oder Bungeejumping. Sie alle ermöglichen die unglaublich stärkende Erfahrung, in vermeintlichen Gefahrensituationen aufgefangen zu werden. Sie sollten aber nur ausgeübt werden, wenn du dich körperlich wie emotional fit genug fühlst. 

2. Yoga für dein Wurzelchakra

Im yogischen Kontext bildet das Wurzelchakra die Basis unseres Energiesystems. Es gilt als der Ursprung unserer spirituellen und persönlichen Entwicklung, aber auch der Entwicklung unserer elementaren Bedürfnisse und ist somit Sitz des Urvertrauens. Deshalb stärken Meditationen und Asanas, die dein Wurzelchakra aktivieren, auch dein Urvertrauen.

  • Kindhaltung (Balasana): Gehe in den Fersensitz. Lege deinen Oberkörper auf den Oberschenkeln ab und deine Stirn sanft auf den Boden auf. Führe deine Arme nach hinten und lege die Handrücken neben deinen Beinen ab. Achte darauf, dass deine Schultern entspannt bleiben.
     
  • Baum (Vrkasana): Komme in einen stabilen Stand. Verlagere dein Gewicht auf einen Fuß, sodass du den anderen Fuß vom Boden lösen kannst. Führe den Fuß nun an der Innenseite des Standbeins nach oben. Platziere die Ferse an der Wade, über dem Knie oder auch auf Höhe des Hüftgelenks. Für mehr Stabilität spanne Oberschenkel und Gesäß an. Führe die Hände vor dem Herzen zusammen und strecke sie dann soweit wie möglich über den Kopf.
     
  • Squat (Malasana): Komme in eine Hocke. Bringe die Füße etwas weiter als hüftbreit auseinander, die Knie zeigen zur Seite. Führe die Hände vor dem Herzen zusammen und drücke deine Knie mit den Ellbogen auseinander. Richte deinen Oberkörper auf. 

Verweile jeweils einige Atemzüge in den Asanas und löse dann behutsam wieder auf.

 

3. Verbringe Zeit in der Natur 

Verbringe Zeit in der Natur, wann immer es dir möglich ist. Es ist erwiesen, dass beispielsweise das Waldbaden, also der bewusste Aufenthalt im Wald, unglaublich positive Effekte auf unsere Gesundheit hat. Der intensive Kontakt zur Natur kann uns helfen, Stress zu regulieren und Depressionen zu lindern.

Das achtsame Wahrnehmen von Geräuschen, Gerüchen und visuellen Eindrücken entschleunigt und bringt uns zu uns selbst zurück. Wir werden also buchstäblich geerdet und finden Zugang zu unseren Wurzeln. Wenn es das Wetter zulässt, kannst du deine Natur-Erfahrung noch intensivieren, indem du barfuß gehst oder bestimmte Waldbaden-Übungen durchführst. Eine Anleitung findest du zum Beispiel hier.

 

Mit der Heilung des Urvertrauens in ein neues Leben

Ein Mangel an Urvertrauen macht es uns schwer, den Höhen und Tiefen des Lebens mit Gelassenheit zu begegnen. Es fehlt das unerschütterliche Wissen, dass am Ende alles gut wird, auch wenn wir das Licht am Ende des Tunnels gerade vielleicht nicht sehen können. 

Deshalb kann es so unglaublich heilsam sein, die Gründe für diesen Mangel zu erforschen und unser Urvertrauen auf eine neue Basis zu stellen. Nimm dich wahr, erkenne deine Bedürfnisse und begegne ihnen mit Liebe und Fürsorge. Denn mit der Liebe wächst auch dein Urvertrauen.

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