Was ist ein Trauma und wie kann man es überwinden, verarbeiten und heilen?

Definition: Was ist ein Trauma?

Oft sprechen wir von einer traumatischen Situation oder bewerten bestimmte Lebensabschnitte wie die frühe Kindheit oder Jugend als traumatisch. Damit meinen wir, dass diese Ereignisse oder Zeiträume über die Maßen – also abweichend von der Norm menschlicher Erfahrung – leidvoll sind oder waren. 

Tatsächlich bezieht sich der medizinische Begriff »Trauma« aber nicht auf eine Situation, sondern auf die seelischen und körperlichen Folgen, die das Erlebnis bei den Betroffenen verursacht.

Dabei ist nicht entscheidend, wie bedrohlich dieses Erlebnis war oder wie lange es angedauert hat, sondern lediglich, wie die betroffene Person auf das Erlebnis reagiert. Dasselbe Ereignis kann also bei der einen Person zu einem Trauma führen, während eine andere Person die Situation ganz anders bewertet und somit keine Folgen davonträgt.

Ein Trauma entsteht dann, wenn Menschen das Erlebte nicht bewältigen können und in Reaktion darauf Gefühle von Hilflosigkeit und Lebensbedrohung entstehen. Die Gefühle der emotionalen Überforderung lösen im Körper extremen Stress aus, der wiederum unter anderem auf das Großhirn wirkt. Das ist auch der Grund dafür, dass mit einem Trauma häufig Gedächtnisstörungen einhergehen; denn das Erlebte kann zum Zeitpunkt des Geschehens nicht kognitiv verarbeitet werden und wird deshalb zunächst abgespalten.

Ein traumatisches Erlebnis zeichnet sich dadurch aus, dass es die Bewältigungs- und Verarbeitungsfähigkeit des Betroffenen übersteigt.
Verena König

Trauma erkennen: Was sind Symptome eines Traumas?

Bei den Symptomen eines Traumas unterscheidet man vor allem zwischen akuten Reaktionen, die direkt in der belastenden Situation auftreten und nur kurzfristig anhalten, und über einen längeren Zeitraum anhaltenden Belastungsreaktionen, die dann als Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) bezeichnet werden.

Zu den unmittelbaren Belastungsreaktionen gehören vor allem:

  • Gefühle von Entsetzen und Hilflosigkeit
  • emotionale und/oder körperliche Taubheit
  • extreme Ängste
  • Verlust der Orientierung und Kontrolle
  • Schlaflosigkeit

Posttraumatische Belastungsstörungen können sich dagegen sehr unterschiedlich äußern. Zu den umfassenden möglichen Symptomen langfristiger verdrängter Traumafolgen zählen unter anderem:

  • Suchtverhalten (z.B. Drogen, übermäßiges Essen, sexuelle Befriedigung, Bestätigung durch soziale Medien)
  • plötzliches, unkontrollierbares Erinnern an das Erlebte (Flashbacks)
  • ständiges Wiedererleben der traumatischen Situation durch kreisende Gedanken und Grübeln
  • Gleichgültigkeit gegenüber anderen 
  • mangelnde Lebensfreude
  • übertriebene Wachsamkeit
  • schlechtes Konzentrationsvermögen
  • Schuldgefühle
  • Vertrauensverlust
  • mangelndes Selbstwertgefühl
  • Schlafstörungen
  • Depressionen

Wichtig: Solltest du Symptome einer PTBS bei dir erkennen, zögere nicht, dir psychotherapeutische Beratung zu suchen. Ein:e Therapeut:in kann dir helfen, die Ursache für deine Symptome zu ergründen und ein mögliches Trauma zu überwinden.

 

Trauma durch Therapie verarbeiten

Ein Trauma hat Auswirkungen auf die unterschiedlichsten Lebensbereiche. Deshalb kann eine Heilung des Traumas bzw. die Linderung der auftretenden Symptome erheblich zu einer Verbesserung der Lebensqualität beitragen. 

In einigen Belastungssituationen, z.B. ausgelöst durch Verlust und Trauer, reicht es aus, mit nahestehenden Personen über die überwältigenden Gefühle zu sprechen und sich Unterstützung im privaten Umfeld zu erbitten. Stellen Traumafolgen allerdings eine große Belastung im alltäglichen Leben dar und handelt es sich bei dem Auslöser des Traumas um ein besonders schwerwiegendes Ereignis, könnte eine Traumatherapie notwendig sein. 

Ziel der Traumatherapie ist es, sich des Traumas und seiner Ursachen bewusst zu werden, Symptome als normale Reaktionen auf außergewöhnlich belastende Ereignisse zu verstehen und letztlich Zugang zu individuellen Bewältigungsstrategien zu finden. Für Betroffene ist es wichtig zu erfahren, dass sie der traumatischen Situation und deren Folgen nicht länger hilflos ausgeliefert sind.

Traumafolgen sind Symptome, die in ihrem Ursprung normale Reaktionen auf unnormale Ereignisse sind.
Verena König

Kann man ein Trauma selbst heilen?

Du selbst kannst einiges tun, um die Heilung deines Traumas zu unterstützen. Das Wichtigste ist, dass du dich dabei nicht unter Druck setzt. Um ein Trauma zu heilen, braucht es viel Zeit und einen liebevollen und geduldigen Umgang mit dir selbst und deinen Gefühlen. 

Dein Trauma entspringt dem Verlust deines Sicherheitsgefühls und der Überreizung deines Nervensystems. Deshalb trägt alles, was deine innere Ruhe und Sicherheit fördert, zur Linderung der Traumafolgen bei. 

Und auch das bewusste Verbinden mit deinem Körper und deinem Geist z.B. durch achtsame Selbstfürsorge kann hilfreich sein, denn viele traumatisierte Menschen haben das Vertrauen in den eigenen Körper verloren, weil sie dessen Reaktionen im Rahmen des Traumas und dessen Folgen nicht bewusst steuern konnten. Dadurch haben sich unter Umständen auch negative Glaubenssätze hinsichtlich der Funktionen deines Körpers manifestiert, die es aufzudecken und zu lösen gilt, um die Beziehung zu deinem Körper und auch deiner Psyche zu stabilisieren.

 

Trauma überwinden: 3 Übungen aus der Yoga-Therapie

Eine regelmäßige Praxis von traumasensiblem Yoga eignet sich sehr gut, um die Heilung deines Traumas zu unterstützen. Denn zum yogischen Weg gehören neben den Asanas auch Atemübungen, die nachweislich stresslindernd wirken, Meditation, durch die du in eine tiefe Verbindung mit dir selbst trittst, und Entspannungsübungen, die sich positiv auf dein Nervensystem auswirken. So kann dich therapeutisches Yoga auf dem Weg zurück zu dir selbst begleiten und sogar tiefsitzende Verletzungen des inneren Kindes heilen

1. Savasana – Entspannung auf allen Ebenen

Die Totenstellung (Savasana) wirkt entspannend auf den ganzen Körper, sie beruhigt das Nervensystem und senkt deinen Blutdruck und deine Herzfrequenz. 

  • Komme in eine entspannte Rückenlage.
  • Die Handflächen zeigen nach oben, Arme und Beine sind leicht geöffnet.
  • Der Hinterkopf liegt in einer Linie mit der Wirbelsäule. 
  • Schließe die Augen und vertiefe bewusst deine Atmung. 
  • Lass mit jeder Ausatmung mehr los. Gib jede Anspannung in die Erde ab, die dich trägt.
  • Komme nach etwa 10 Minuten aus der Haltung zurück, indem du behutsam Finger, Arme und Beine bewegst und streckst. Lasse die Augen noch geschlossen.
  • Rolle dich nun über die Seite in einen bequemen Sitz und spüre noch einen Moment in dich hinein.
  • Erst dann öffne blinzelnd die Augen.
     

2. Wechselatmung für einen ruhigen Geist

Die klassische Wechselatmung (Nadi Shodhana) ist ein wertvolles Tool, um deinen Geist zu beruhigen.

  • Komm in einen aufrechten Sitz.
  • Atme vollständig aus. 
  • Schließe das rechte Nasenloch mit dem rechten Daumen und atme links ein. 
  • Atme dann rechts aus, indem du das linke Nasenloch mit dem kleinen Finger verschließt.
  • Die nächste Einatmung erfolgt dann durch das rechte Nasenloch, bevor links wieder ausgeatmet wird.
  • Verfahre so abwechselnd für 5 bis 10 Minuten. Ein- und Ausatmung sind dabei gleich lang.

 

3. Still werden durch Meditation 

Ziel der Meditation ist es, einen aufgeregten Geist zu stabilisieren und innere Klarheit zu erlangen. Plane jeden Tag einige Minuten für deine Stille ein.

  • Komm in einen bequemen, aufrechten Sitz. 
  • Schließe die Augen und achte für einige Momente ganz bewusst auf alle Geräusche um dich herum.
  • Spüre nun in dich hinein und nimm wahr, welche Gefühle und Gedanken gerade präsent sind, ohne diese zu bewerten.
  • Konzentriere dich nun für einige Minuten auf deine Atmung. Es ist normal, dass deine Gedanken dabei abschweifen. Komm einfach immer wieder bewusst zu deiner Atmung zurück.
  • Beende deine Stille mit einem Dank – an dich selbst, für bestimmte Dinge oder Menschen in deinem Leben.

Eine weitere Methode, die du bei Traumata probieren kannst ist die die sogenannte Tapping-Methode, auch EFT-Klopftechnik genannt. Durch das Klopfen bestimmter Akupunkturpunkte werden Energiebahnen (Meridiane) geöffnet, wodurch sich auch negative Gefühle und Muster lösen können.

 

 

Fazit: Vergangenes loslassen und Trauma überwinden

Ein Trauma entsteht aus übermächtigen Gefühlen der Hilflosigkeit. Entscheidend für deine Heilung ist es deshalb, dass du lernst, die durch die traumatische Erfahrung ausgelöste Ohnmacht loszulassen und selbst aktiv zu werden. Eine Therapie kann dir dabei helfen, eigene Strategien zur Bewältigung der Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung zu entwickeln.

Aber du kannst auch selbst zur Linderung der Traumafolgen beitragen, indem du dich z.B. mithilfe von Yoga und Meditation mit dir selbst und deinem Körper verbindest und Ruhe und innere Sicherheit findest. So kann dein Weg der Traumaheilung für dich auch echte Transformation und Bewusstwerdung bedeuten.

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